Gwalior

Mit ca. 900 000 Einwohnern ist Gwalior eine der größten Städte im Bundesstaat Madhya Pradesh. Die Stadt liegt in strategischer Position und war daher in der Vergangenheit das Zentrum mehrerer historischer Königreiche Nordindiens, was sich bis heute in den Sehenswürdigkeiten der Stadt wiederspiegelt. So war Gwalior unter anderem von ca. 1750 bis 1818 Hauptstadt des Marathenreiches und danach bis 1947 Hauptstadt des gleichnamigen Staates und Fürstentums der Maharadschas von Scinidia unter britischer Hoheit.
Besonders sehenswert ist das Gwalior Fort, mit dessen Bau im 5. Jh. begonnen wurde. Es erhebt sich auf einem 3 Kilometer langen Tafelberg knapp hundert Meter über den Dächern der Stadt.

Gwalior Fort

Auf dem Gelände des Gwalior Forts befinden sich mehrere Paläste, Tempel und Zisternen, die von einem massiven über 3 km langen und 10 Meter hohem Wall umgeben sind. Er ist nach wie vor intakt und veranschaulicht, warum dies einst eine der uneinnehmbarsten Festung des Landes war. Zum berühmten Hathiya Paur (Elefanten-Tor) an der Nordostseite des Palastes führt lediglich ein steiler, gewundener Pfad.

gwalior fort

Das imposanteste Gebäude auf dem Festungsgelände ist der Man Mandir Palast, der im 15. Jahrhundert unter Raja Man Singh erbaut wurde. Er spiegelt den hohen Standard der Hindu-Architektur jener Zeit wider. Die reich geschmückte Ostfassade mit ihren 6 Rundtürmen zählt zu den meistfotografierten Bauwerken Indiens, auch wenn die blauen, grünen und gelben Kacheln, die einst die Mauer zierten, leider nur noch in Teilen erhalten sind. Wegen seiner vielen Keramik-Mosaiken, die unter anderem Tiger, Elefanten, Krokodile und Blumen zeigen, wird der Man Mandir Palast auch Chit Mandir („geschmückter Palast“) genannt.

Im Inneren ist der vierstöckige Palast eher karg. In den unterirdischen Etagen befinden sich Verließe, die vor allem unter den Moguln häufig zum Einsatz kamen. So ließ der Moghulkaiser Aurangzeb (1658-1701) seinen eigenen Bruder Murad hier einkerkern, bevor er ihn hinrichten ließ. Leuchtet man heute mit einer Taschenlampe in eines der Verliese wird man keine Gefangenen mehr, dafür aber Hunderte harmlose Fledermäuse vorfinden.

Die weiteren Paläste auf dem Festungsgelände sind weniger gut erhalten. Im Westen steht der Kirti Mandir Palast, ein langer, zweistöckiger Bau. Im Norden befinden sich der Jahangiri – und der Shah Jahan-Palast. Das große Bassin beim Shah Jahan Palast war im 13. Jahrhundert Schauplatz eines Jauhar, eines rituellen Massenselbstmords nach rajputischer Tradition. Als der Sultan von Delhi 1232 die Festung eroberte warfen sich hier die Ranis mit ihren Kindern in die Flammen um der Gefangenschaft zu entgehen.

Tirthankaras-Statuen

Entlang der Straße, die sich durch eine Schlucht zum Südwesteingang des Palastes hoch windet, befinden sich mehrere Gruppen riesiger in den Fels gehauener Jain-Skulpturen. Diese Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts errichteten Skulpturen werden Tirthankaras genannt und stellen die Lehrer und Erlöser des Jainismus dar. Bei einem Angriff auf das Fort von den Truppen des Mogul-Kaisers Babur 1527 wurden Ihnen die Gesichter und die Genitalien abgeschlagen, sie wurden aber danach teilweise wieder restauriert.

jai vilas palace gwalior

Jai Vilas-Palast

Der einstige Palast der Familie Sindhia liegt heute im neuen Teil der Stadt. Seine italienisch anmutende Fassade vereint Elemente der toskanischen und korinthischen Baukunst. Er wird bis heute vom Maharaja bewohnt, der größere Teil des Palastes jedoch wurde in ein Museum umgewandelt, das mit einer Sammlung höchst kurioser und teilweise recht bizarrer Ausstellungsstücke aufwartet. Die Goldverkleidung des Durbar (Königshof) wiegt allein schon eine halbe Tonne und die beiden 12,5 Meter hohen und mehrere Tonnen schweren Kronleuchter wurden erst angebracht, nachdem mit Hilfe von 10 Elefanten die Stabilität des Daches getestet worden war. Daneben gibt es u.a. belgische Möbel aus Kristallglas, jede Menge ausgestopfte Tiger, Waffen, persische Teppiche, persönliche Gegenstände aus dem Besitz der Scindia Herrscherfamilie und im Speisesaal eine silberne Miniatureisenbahn, die früher nach dem Dinner eine Runde um den Tisch fuhr und die Gäste mit Brandy und Zigarren versorgte.

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