UDAIPUR – Stadt der Seen

Udaipur gilt als die romantischste Stadt Rajasthans und wird wegen ihrer vielen Seen auch das Venedig des Ostens genannt. Zahlreiche Filme wurden hier gedreht, unter anderen auch der James Bond-Film “Octopussy” im Jahr 1983. Die Stadt verdankt ihre elegante Schönheit vor allem dem harmonischen Zusammenspiel von Altstadt, Palast, See und Bergkulisse, die je nach Tageszeit und Lichteinfall ihr Aussehen immer wieder verändern und einen atemberaubenden Anblick bieten.

udaipur lake palace UDAIPUR - Stadt der Seen

Udaipur ist die Hauptstadt des Staates Mewar. Maharana Udai Singh II. gründete die Stadt 1568, als sich abzeichnete, dass die alte Hauptstadt Chittor die Angriffe moslemischer Invasoren nicht länger abwehren würde. Der bereits 100 Jahre zuvor künstlich angelegt See sicherte nicht nur die Trinkwasserversorgung sondern bot auch Schutz vor Invasionen. Der gegenwärtige Herrscher ist der 76. in einer ununterbrochenen Erbfolge der Sisodias von Mewar, die ihre Abstammung auf die Sonne zurückführen und die zweitälteste bestehende Dynastie der Welt sind. Ihren Führungsanspruch dokumentieren die Mewarherrscher auch in der Ehrenbezeichnung, indem sie sich statt wie üblich Maharaja (großer Führer) Maharana (großer Krieger) nennen.

Pichola See

Eine Bootsfahrt auf dem Pichola-See sollte man sich, wenn es der Wasserstand zulässt, nicht entgehen lassen, da man von dort den besten Blick auf die Stadt hat. Die beiden Inseln im See sind Udaipurs bekanntestes Motiv. Auf der größeren steht der unter Jagat Singh als Sommerpalast errichtete Jag Niwas, der mit dem Lake Palace Hotel eins der besten Hotels der Welt beherbergt. Auf der zweiten Insel liegt der noch unverändert erhaltene Wasserpalast Jag Mandir, der etwa 100 Jahre früher unter Karan Singh erbaut wurde. Bekannt sind die wunderschönen Gärten im Hof, in dem es auch ein Café gibt.

Stadtpalast

Udaipurs Stadtpalast am Nordwestufer des Pichola-Sees ist noch heute Residenz von Maharana Arvid Singh, dem amtierenden Oberhaupt des Hauses Mewar. Der Haupteil des Palastes ist jedoch ein Museum. Von der Altstadt her gelangt man zunächst zum

Tripolia-Tor. Unter den acht steinernen Bögen links davon ließen sich früher die Maharanas an ihrem Geburtstag in Gold und Silber aufwiegen, das dann an die Bevölkerung verteilt wurde. Hinter den hohen fensterlosen Mauern an der Nordfront des Palastes verbirgt sich ein bis zum Obergeschoß reichender Felsen, der heute unsichtbar, in den Komplex einbezogen wurde.

Auf mehreren Etagen befinden sich insgesamt elf Paläste und zahlreiche Innenhöfe, die durch enge Korridore mit niedrigen Decken miteinander verbunden sind. Ein überraschendes Eindringen bewaffneter Feinde hoffte man so zu verhindern. Es gibt brilliante Miniaturmalereien, einige Räume sind mit Mosaiken aus Spiegelglas verziert, andere werden von der durch die Buntglasfenster einfallende Sonne in ein Meer aus Farben getaucht. Riesige, aus Marmor gehauene Zisternen enthielten früher Wasser und dienten dazu, die Luft zu abkühlen. Von den oberen Etagen aus hat man immer wieder wunderschöne Ausblicke auf den Pichola-See, die Innenstadt und die Aravalli-Berge.

Interessant ist auch die Waffensammlung mit einer Elefantenrüssel-Attrappe, die den Pferden vor den Kopf gebunden wurde, um die Kriegselefanten und Pferde des Gegners zu irritieren.

Jagdish Temple

Der unmittelbar nördlich des Stadtpalastes an einer Kreuzung stehende Jagdish-Tempel wurde von Jagat Singh 1651 im indo-arischen Stil erbaut. Die Außenwände und der sich hoch aufschwingende Shikhara-Turm sind über und über mit Vishnu-Darstellungen, Szenen aus dem Leben Krishnas und tanzenden Nymphen (Apsaras) verziert. Im Tempelinneren wird Vishnu in Gestalt des Jagannath, des Herren des Universums, dargestellt. Vier kleine Nebenschreine sind den Gottheiten Surya, Shiva, Shakti und Ganesh gewidmet. Draußen vor dem Tempel beherbergt ein kleiner erhöhter Schrein einen bronzenen Garuda, das Reittier Vishnus.

Saheliyon-ki-Bari (Garten der Jungfrauen)

Maharana Sangram Singh ließ diesen Garten im 18. Jahrhundert als Lustgarten für die Frauen des Hofes anlegen. Der schattige Park liegt im Norden der Stadt am östlichen Ufer des Fateh-Sagar-Sees und ist mit seinen üppigen Blumenbeeten, Wasserspielen, Pavillons, Lotusteichen und lebensgroßen Steinelefanten besonders an den Wochenenden ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen.

Jag Mandir

Ein weiterer schöner Inselpalast im Pichola-See ist Jag Mandir. Er wurde als Sommerresidenz gebaut und verfügt über beeindruckende Marmorstrukturen, Gärten und eine Reihe von Höfen.

Rajasthan Rundreise erkunden

Ranthambore National Park

Wenn Sie einmal einen Tiger in freier Wildbahn beobachten möchten, bietet sich dazu im Osten Rajasthans eine der besten Gelegenheiten ganz Indiens. Nur ca. 130 km von Jaipur entfernt, und daher gut mit einem Besuch in „Pink City“ zu verbinden, liegt einer der größten und bekanntesten Nationalparks Nordindiens: der Ranthambore National Park.

Die Gegend des heutigen Parkgeländes diente einst den Maharajas von Jaipur als Jagdrevier und verdankt ihren Namen dem gewaltigen, hoch oben auf einem Felsen thronenden „Ranthambore Fort“ aus dem 10. Jahrhundert.

1980 offiziell zum Nationalpark erklärt bietet der 392 km² große Park heute Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Tierarten. Mit etwas Glück können Sie bei einer Safari neben ca. 270 verschiedenen Vogelarten auch Lippenbären, Mungos, Sumpfkrokodile, Languren, Hyänen, Sambars oder Leoparden sehen. Auch einige der ältesten Banyan-Bäume Indiens befinden sich auf dem Gelände des Parks.

Ranthambore National Park

Hauptattraktion sind jedoch die bengalischen Tiger, die mit rund 40 ausgewachsenen Tieren eine der größten Tigerpopulationen Indiens bilden. Seit Ranthambore als einer der ersten Nationalparks dem „Project Tiger“ angeschlossen wurde, hat die Parkverwaltung hier konsequenter als anderswo den speziellen Bedürfnissen dieser scheuen Raubtiere Rechnung getragen. Mit Erfolg, wie die nicht weniger als 18 gezählten Jungtiere in 2011 beweisen. Die Chancen tatsächlich einen Tiger zu sehen sind hier daher auch deutlich besser als in anderen Parks. Darüber hinaus bietet der Park eine herrliche, abwechslungsreiche Landschaft, die Sie das hektische Treiben der indischen Städte schnell vergessen lassen wird. Zwischen massiven Felsformationen, Seen, weiten Grasflächen, Ruinen aus längst vergangenen Zeiten und undurchdringlichem Dschungel fühlt man sich in Kiplings „Dschungelbuch“ versetzt.

Der Zugang zum Park ist streng reguliert und ausschließlich den Jeeps und Trucks des Parks vorbehalten. Safaris starten jeweils frühmorgens und nachmittags und dauern jeweils ca. 3 Stunden. Da in jeder der 7 Zonen des Parks pro Tag nur eine begrenzte Anzahl Fahrzeuge zugelassen sind, und einige der Zonen je nach Tageszeit für Tigersichtungen besser geeignet sind als andere, empfiehlt es sich, je nach Saison, rechtzeitig im Voraus zu buchen.

Die meisten Tiere sieht man während der heißen Jahreszeit von März bis Juni, wenn sie auf der Suche nach Wasser aus dem Unterholz kommen. Aber auch die Monate November bis März sind gut geeignet und klimatisch angenehmer. In den Wintermonaten empfiehlt es sich jedoch warme Kleidung (ggf. sogar Schal und Handschuhe) mitzubringen, da es in den frühen Morgenstunden noch empfindlich kalt im offnen Fahrzeugen sein kann und es gibt in den Park nur Landstrassen , das die Safaris bischen staubig macht . Deshalb Sonnenbrille ist auch empfehlenswert.
Während der Monsunzeit vom 01. Juli bis 30. September ist der Park für Besucher geschlossen.

Der Jain – Tempel von Ranakpur

Umgeben von Wäldern liegt am Fusse des Aravalli – Gebirges der Ort Ranakpur, der ein Pilgerort der Jains ist. Nachmittags besichtigen Sie der Jain Tempel. Dieses beeindruckende Meisterwerk der Architektur und Steinmetzkunst wurde im 15. Jahrhundert erschaffen. Die Bauzeit der Anlage aus weissem Marmor dauerte über 50 Jahre und kostete ein riesiges Vermögen. Von einem nahen Hügel bietet sich ein grossartiger Blick auf die Tempelanlage mit ihren Kuppeln und vielen Türmern mit wehenden Fahnen. Eine hohe Mauer schliesst die Pilgerstätte um, wovon jede der 4 Seiten durch einen Eingang unterbrochen wird. Der Haupt eingang befindet sich auf der westlichen Seite. Von den 4 Eingängen führen Reihen von prächtig verzierten Säulen zum Heiligtumhin, welches sichim Zentrum des Tempels befindet. Die Gottheit, dargestellt in 4 Figuren, blickt in die Himmelsrichtungen.

Der Jain - Tempel von Ranakpur

Das zentrale Heiligtum ist umgeben von 84 grösseren und kleineren Schreinen, die in ihren Nischen untergeordnete Gottheiten bergen. 1444 Säulen tragen die 29 Dächer und Kuppeln der Tempel hallen, jede der reich verzierten Säulen ist ein Unikat. Die Kuppeldecken, die in grosser Höhe zu schweben scheinen, sind mit einer Fülle von herrlichen Ornamenten und Figuren geschmückt. Überall an Trägern, Kapitellen und Schreinen entdeckt man auf feinste Weise gemeisselte plastische Figuren und fantasievolle Ornamente. Die Aufteilung der Räume und Etagen ist eine architek-tonische Meisterleistung. Die vielen offenen Bereiche lassen das Licht in die Hallen einfliessen und der Wechsel von Licht und Schatten lässt einen einzigartigen Kosmos entstehen.

Rajasthan

Das Land der Könige, der Fürsten und der Traditionen. Der Bundesstaat Rajasthan liegt an der westlichen Grenze Indiens und wird zum Teil von der bekannten Wüste Thar beherrscht. Wir sind stolz darauf, dass eine der ältesten Bergketten Asiens, das Aravalli-Gebirge, unseren Bundesstaat durchzieht.

Rajasthan bietet ein unvergleichliches Erbe an architektonischen Meisterleistungen und Kunsthandwerk, welches immer wieder in Staunen versetzt. Paläste und Festungen zeigen uns den ganz besonderen und faszinierenden Lebensstil der Maharajas. Die Paläste geben uns ein unvergleichliches und einzigartiges Beispiel herrlicher Architektur, die bei jedem einzelnen Palast variiert und sich durch etwas Neues äussert. Die mächtigen Bauwerke geben uns eine Idee über die damaligen Technologien und Baumethoden, die uns seit vielen Jahrhunderten immer noch inspirieren und beeinflussen.

Die Menschen die im trockenen Teil des Landes leben beeindrucken mit ihrer Genügsamkeit und besitzen ein erstaunliches Wissen über ein Leben in karger Umgebung. Die Grossfamilie bildet die soziale Grundlage und bietet dem Einzelnen Rückhalt und viele Vorteile. Mit Festen und Feierlichkeiten wird der Zusammenhalt bestärkt.

jaipur Rajasthan

Der Ranthambore Nationalpark ist ein Musterbeispiel für die erfolgreichen Bemühungen zum Schutze der Tiger. Viele andere Wildtiere wie Hirsche, Krokodile, Schlangen und zahlreiche Vogelarten bevölkern die abwechslungsreiche Landschaft. Bei abenteuerlichen Fahrten in offenen Jeeps fährt man auf der Suche nach Tigern durch Wälder, Dickicht und Grasland.

Der Bundesstaat Rajasthan ist mit seinen vielen Gegensätzen sicherlich das beste Reiseziel Indiens, was sowohl für inländische Reisende als auch für ausländische Touristen gilt. Ganz nach Ihrem Geschmack und Interesse bieten sich vielfältige Möglichkeiten und Alternativen an.

Den zweiten Ta jMahal zu bauen ist fast unmöglich, aber als Alternative dazu haben wir Rajasthan in seiner Einzigartigkeit.

PUSHKAR DIE HEILIGE STADT

Der kleine Ort Pushkar ca. 11 km nordwestlich von Ajmer weist mit über 400 Tempeln eine der höchsten Tempeldichten Indiens auf und zählt zu den heiligen Städten des Hinduismus. Berühmt ist der Ort vor allem wegen seines Sees, der jährlich hunderttausende Pilger anzieht.

Der Legende nach flog einst Brahma, der Weltenschöpfer, auf seinem göttlichen Reittier, der Gans Hansa, auf der Suche nach einer geeigneten Stelle für ein Opfer über die Erde.

Um zu entscheiden, welcher Ort dies sein sollte warf er eine Lotusblume auf die Erde. Dort, wo die Blätter landeten, sprudelte sogleich eine unterirdische Quelle hervor und es entstand ein See. Brahma erwählte diesen Platz für sein Opfer und nannte ihn nach dem Lotus “Pushkar”. Für die Hindus besitzt Pushkar seither herausragende religiöse Bedeutung.

PUSHKAR DIE HEILIGE STADT

Ghats und Altstadt

Der zentral im Ort gelegene See gilt als der heiligste See Indiens und ist von allen Seiten mit 52 Badetreppen, sogenannten Ghats, umgeben, die von den Fürsten Rajasthans erbaut wurden. Das Varah-Ghat gilt als besonders heilig, da hier einst Vishnu in Gestalt eines Keilers erschienen sein soll. Die zwei anderen Hauptghats, das Brahma-Ghat und das Gau-Ghat dienen den rituellen Waschungen. Die Pilger baden dort und reinigen sich in vorgeschriebenen Ritualen, die Pujas genannt werden, von den Sünden ihres Lebens. Ausgeführt werden diese Zeremonien nur von den Männern der in Pushkar ansässigen Kaste der Brahmanen. Viele Pilger vollziehen hier auch die letzten Rituale für einen Verstorbenen aus der Familie. Um sich zu reinigen, lassen sie sich ihr Haar abschneiden bevor sie ein Bad im See nehmen.

Der spirituellen Atmosphäre kann man sich in Pushkar nicht entziehen. Bereits um vier Uhr morgens rufen die Trommeln und Glocken des Brahma-Tempels zum ersten Gebetsritual und abends bei Sonnenuntergang vernimmt man erneut den Klang des Muschelhorns, mit denen zur Aarti, dem gesungenen Gebet, geblasen wird. Fotografieren ist an den Ghats allerdings verboten und man sollte eine gewisse Vorsicht walten lassen , vor selbst ernannten Priestern, die Touristen gerne Blumen geben, um diese dann in den See zu werfen. Für solche Rituale oder sonstige Segnungen wird dann oft viel Geld verlangt.

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Trotz der vielen Pilger ist Pushkar ein eher gemütlicher und vergleichsweise ruhiger Ort, der Reisende zum Verweilen einlädt und auch viele Aussteiger und Rucksacktouristen anzieht. In den kleinen Gassen finden sich allerlei Souvenirshops, Cafés und Restaurants, während sich vor dem Brahma-Tempel lange Ladenzeilen aneinanderreihen, in denen man Süßigkeiten als Opfergaben, Blütengirlanden, Farbpulver, Götterstatuen, Räucherwerk, Öllampen oder auch Kultbilder für den Hausaltar kaufen kann.

Brahma-Tempel

Der Brahma-Tempel in Pushkar ist einer von nur sehr wenigen existierenden Brahma-Tempeln in Indien. Er gilt als einer der heiligsten Hindutempel, weil hier der einzige Ort auf Erden sein soll, wo sich Brahma manifestiert hat. Der ursprüngliche Tempel aus dem 14. Jahrhundert wurde vom letzten Mogulkaiser Aurangzeb zerstört, dem dieses populäre Hinduheiligtum nahe der großen islamischen Wallfahrtsstätte in Ajmer ein Dorn im Auge war. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann der hauptsächlich durch Spenden finanzierte Wiederaufbau des Tempels. Der Tempel lohnt einen Besuch wegen der silbernen, in den Boden am Eingang eingelassenen Schildkröte und der viergesichtigen Brahma-Statue mit ihren golden glänzenden Augen im Allerheiligsten. Von den umliegenden Mauern hat man außerdem einen schönen Ausblick auf die Umgebung.

Pushkar Mela

Einmal im Jahr, jeweils an den letzten fünf Tagen vor dem Vollmond des indischen Monats Kartik (Oktober/November), ist Pushkar das Ziel einer der größten hinduistischen Wallfahrten, der Pushkar Mela. Diese Tage sind in Pushkar absolute Hochsaison, die Preise schnellen in den Himmel und hunderttausende von Pilgern strömen in den kleinen Ort. Wer um diese Zeit, und insbesondere in der Vollmondnacht “Kartik Purnima”, ein Bad im Heiligen See nimmt soll von allen Sünden befreit werden. Nachts setzen die Gläubigen unzählige kleine Blätterschiffchen mit Blumen und Öllämpchen als Opfer an die Götter auf das Wasser, die dann langsam auf den See treiben – ein unvergesslicher Anblick.

Doch die Pushkar-Mela ist nicht nur ein religiöses Ereignis. Für die Dauer der Festtage entsteht vor den Toren Pushkars eine riesige Zeltstadt und der kleine Ort verwandelt sich in den größten Kamelmarkt der Welt. Mehr als 50.000 Kamele, von ihren Besitzern nach allen Regeln der Kunst herausgeputzt, werden zum Kauf angeboten, dazu Pferde und anderes Vieh. Für die Besucher, die teilweise aus entlegenen Wüstendörfern anreisen, ist die Pushkar Mela das Großereignis des Jahres und Jahrmarkt und Hochzeitsmarkt in einem. Wenn die nachmittäglichen Kamelrennen vorbei sind findet man auf dem Jahrmarkt Glücksspiele und Essensstände und unter die Pilger mischen sich Zauberer, Sadhus, Musiker, Akrobaten, Gurus, Gaukler und Gauner.

Kein westlicher Besucher wird sich der Atmosphäre entziehen können. Das Klischee vom märchenhaften Indien scheint hier noch sehr real, wenn verwegen aussehende Männergestalten mit eindrucksvollen Schnurrbärten und Turbanen in den Dünen um Kamele feilschen, Schmiede mit mittelalterlichem Werkzeug hantieren oder abends zwischen den Zelten der Rauch hunderter Lagerfeuer in den Wüstenhimmel steigt. Im Abendlicht bieten sich dem Betrachter dann Bilder von geradezu unerhörter Poesie, die er so schnell nicht vergessen wird. Wer Rajasthan um diese Jahreszeit besucht sollte sich das überwältigende Erlebnis der Pushkar Mela nicht entgehen lassen.

Orccha bedeutet wörtlich übersetzt “verborgen”.

ORCHHA

Orccha heißt wörtlich “versteckter Ort” und die kleine Stadt, die auf einer felsigen Insel am Fluss Betwa liegt, trägt ihren Namen zu Recht. Auch wenn Orchha mittlerweile ein beliebter Zwischenstopp auf dem Weg nach Khajuraho geworden ist – mit nur ca. 8.500 Einwohnern ist es eine beschauliche Kleinstadt geblieben, die man bequem zu Fuß erkunden kann.

Orccha heißt wörtlich

Orccha wurde im 16. Jahrhundert von dem Bundela-Rajputen Fürst Rudra Pratap gegründet, der in dem inmitten tiefer Wälder gelegenen Landstrich den idealen Ort für seine Hauptstadt sah. Es blieb die Hauptstadt der Bundela-Könige bis ins 18. Jahrhundert, als Orchha schließlich zugunsten der neuen Hauptstadt Tikamgarh aufgegeben wurde. Die vielen Paläste und Tempel, die im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts von den Bundela-Herrschern gebaut wurden, zeugen von der prunkvollen Vergangenheit Orchhas, auch wenn heute hier Geier am Himmel kreisen, die ihre Nester auf den Kuppeln der Tempel und Paläste errichtet haben.

Orccha Die Festungsanlage

Orchhas Festungsanlage besteht aus drei Palästen, die in einem offenen Viereck angeordnet sind. Der Jahangir Mahal ist der berühmteste Palast und wurde im 17. Jahrhundert von Raja Bir Singh Deo zu Ehren des Besuches von Kaiser Jehangir erbaut, der dort jedoch nur eine einzige Nacht verbrachte. Er ist eines der besten Beispiele indo-islamischer Architektur in Indien und offenbart Bir Singh Deos Auge fürs Detail. Die nach Osten gerichtete Hauptfassade ist noch mit den ursprünglichen türkisfarbenen Kacheln bedeckt und im Inneren geben die zahlreichen eleganten Hängebalkone, Terrassen, Fenster und Zwiebeltürme dem riesigen Palast eine zarte und luftige Atmosphäre. Auf drei Etagen um einen zentralen Hof befinden sich 132 Zimmer, die u.a. auch ein kleines Museum beherbergen.

Im Inneren des Raj Mahal-Palastes zur rechten Seite des Vierecks offenbart sich die Blütezeit der Schule der Bundela-Malerei. An den Wänden und Decken finden sich zahlreiche farbenfrohe Malereien mit religiösen und weltlichen Motiven in satten Farben, die das Mittelalter zum Leben erwecken.

Den kleinen, zweistöckigen Rai Parveen Palast ließ Raja Indramani im 17. Jahrhundert für seine Konkubine errichten, die eine begabte Tänzerin, Musikerin und Dichterin war. Weil Kaiser Akbar von ihr fasziniert war, wurde sie ihm später zum Geschenk gemacht. Der Großmogul war aber so beeindruckt von der Reinheit ihrer Liebe zu Indramani, dass er sie zurück nach Orchha entließ. Der Palast ist umgeben von den schön gestalteten Anand Mahal-Gärten, der über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem verfügt.

Laxminarayan Tempel

Etwas entfernt vom Palast auf einem kleinen Hügel befindet sich der Laxminarayan Tempel, gewidmet zu der Göttin Laxmi, der Göttin des Reichtums. Seine Bauweise ist eine interessante Kombination aus Festung und Tempel. Im Inneren befinden sich die schönsten Wandgemälde Orchhas. Farbenfroh und perfekt erhalten bedecken sie Wände und Decken und zeigen u.a. Szenen aus dem Leben Krishnas, die militärischen und architektonischen Leistungen der Bundela-Rajas, sowie, an einer seitlichen Säule, zwei stark betrunkene britische Soldaten.

Die Royal Chatris (Ehrenmale)

Direkt am Flussufer des Betwa, entlang des Kanchana Ghats, befinden sich 14 Kenotaphe, Gedenkstätten zu Ehren der ehemaligen Herrscher von Orchha. Sie sind überwuchert und längst von Affen bevölkert, dennoch prägen sie das Stadtbild Orchhas wie wohl kaum ein anderes Monument und sind ein beliebtes Fotomotiv. Den besten Blick auf das Ghat hat man von der Brücke, welche die Insel mit dem Festland verbindet.

Mount Abu – Berg Station

Mount Abu ist Rajasthans einzige Hillstation und aufgrund der ganzjährig relativ kühlen Temperaturen ein beliebtes Ziel für Kurzurlauber und Frischvermählte aus Rajasthan und Gujarat. Der kleine Ort mit nur 22.000 Einwohnern liegt auf einer Hochebene im Aravalligebirge auf ca. 1200 m. Die Haupturlaubszeit in Mount Abu ist daher auch März bis November, in den Wintermonaten hingegen kann es nachts empfindlich kalt werden.

Viele Legenden ranken sich um diesen Ort. Er ist eng mit der Entstehungsgeschichte der Rajputen-Clans verbunden, deren Herkunft auf die Agni- ( Heiliges Feuer) Zeremonie zurückgeht, die hier im 8. Jahrhundert von dem Weisen Vashishth durchgeführt wurde. Den Flammen des heiligen Feueropfers Yagna sollen vier der großen Rajputen-Clans entstiegen sein, die Agnikula. Der Name „Abu“ geht auf die Schlange Abuda zurück, die hier der Legende nach Nandi, Lord Shivas heiligen Stier, aus einer Schlucht rettete.

Mount Abu - Berg Station

Den Chauhan-Königen, einer der Rajputen-Dynastien Nordwestindiens, diente Mount Abu als Sommerresidenz. Später verpachtete der Maharaja von Sirohi Mount Abu der britischen Regierung, die hier den Verwaltungssitz der Rajputana Agency unterhielt, zu Zeiten der Kolonialherrschaft ein Zusammenschluss von 20 indischen Fürstenstaaten des heutigen Bundesstaats Rajasthan. Die Briten entkamen hier den staubigen, trockenen Sommern der Ebenen und unterhielten ein Sanatorium für Soldaten aus Bombay.

Dilwara Tempel

Heute ist Mount Abu ein wichtiger Jain-Pilgerort. Während Ihres Aufenthalts hier dürfen Sie auf keinen Fall einen Besuch des Dilwara-Tempels verpassen, der zum Schönsten gehört, was Indien an Tempelkunst zu bieten hat. Der zwischen 11. und 15. Jahrhunderten erbaute Tempelkomplex wirkt von außen recht unscheinbar. Im Inneren jedoch offenbart sich ein wahres Juwel der Steinmetzkunst. Hunderte von Jain-Heiligen und Tänzerinnen sind bis in den Millimetermaßstab fein ausgearbeitet und die meisterhaften Reliefarbeiten und Skulpturen aus weißem Marmor, die jeden Zentimeter der Säulen, Decken, Wände und Kuppeln bedecken, sind von atemberaubener Pracht und Detailreichtum. Leider ist das Fotografieren (und das Mitführen von Gegenständen aus Leder) im Tempel streng verboten, der Besuch wird Ihnen jedoch auch ohne Erinnerungsfotos noch lange im Gedächtnis bleiben.

Nakki-See

Über den im Zentrum der Stadt gelegenen Nakki-See wird erzählt, ein Hindugott habe ihn mit seinen Fingernägeln (nakki) aus dem Fels gekratzt. Der See lädt zum Rudern oder Tretbootfahren ein, oder man kann ihn nach einem Stadtbummel bequem auf einem Uferweg umrunden, der an einigen interessanten Felsformationen vorbei führt. Die bekannteste darunter ist wohl der Toad Rock, der wie eine Kröte aussieht, die gerade in den See springen will.

Sunset-Point

Am Abend ist einer der beliebtesten Programmpunkte die Beobachtung des Sonnenuntergangs vom Sunset Point aus. Jeden Nachmittag setzt sich dazu die halbe Stadt in Bewegung, um zu den zwei Kilometer entfernten, terrassenförmig am Hang angelegten Aussichtsplateaus zu gelangen. Wer mag kann sich auch auf einem Karren den Hügel hinauf ziehen lassen oder zu Pferd die Strecke zurücklegen. Unterwegs gibt es Verkaufsstände mit Tee, Popcorn, Nüssen und Souvenirs und die fröhliche, volksfestartige Stimmung wirkt ansteckend. Der Blick ins Tal, in welchem die Sonne glutrot versinkt, ist atemberaubend. Die Berge fallen steil ab und an klaren Tagen sieht man kilometerweit nach Rajasthan hinein.

Mandawa Rajasthan Reise

Die kleine Wüstenstadt Mandawa liegt ca. 260 km westlich von Dehli in der Region Shekhawati. Die zentrale Lage zwischen Delhi, Bikaner und Jaipur macht den Ort zu einem guten ersten und letzten Zwischenstopp auf Rundreisen, daher hat sich Mandawa mittlerweile zu einem der Zentren des Tourismus in Shekhawati entwickelt. Hauptattraktion hier sind die vielen Haveli, die gleichzeitig als Warenlager und Wohnhaus dienenden Anwesen reicher Kaufmannsfamilien, die besonders in dieser Gegend überreich mit aufwändigen Wandbildern verziert sind. Sie wurden zwischen dem späten 18. und dem frühen 20. Jahrhundert von den Marwari-Kaufleuten der Region erbaut. Durch ein hohes Tor, das auch beladene Kamele passieren konnten, gelangte man in einen von mehrstöckigen Gebäuden umschlossenen Hof. Hier lagen der oftmals besonders prachtvoll ausgeschmückte Empfangsraum für Gäste (Baithak), aber auch Lagerräume und Quartiere für die Männer. Kleine Türen führten in den zweiten privaten Hof des Haveli, wo sich das häusliche Leben der Familie abspielte.

Gegründet wurde Mandawa 1765 von Sardul Singh. Er gab dem Dorf, durch das früher die alte Seidenstraße verlief, durch den Bau eines Forts und einer Stadtmauer die notwendige Sicherheit für seine spätere Entwicklung zur Handelsniederlassung. Fort und Stadtmauer sind es auch zu verdanken, dass 1828 eine Belagerung durch den Thakur von Jaipur und den Thakur von Sikar erfolgreich abgewehrt werden konnte. Da die Fürstentümer Bikaner im Nordwesten und Jaipur im Süden zu Beginn des 19. Jh. hohe Zölle für den Warentransit verlangten, um ihre Staatskassen zu füllen, konzentrierte sich der Handel auf den großen Karawanenrouten bald in der Shekhawati-Region als zollfreiem Gebiet. Gehandelt wurden Stoffe, Tabak, Edelmetalle, Opium, Schmuck, Papier und Elfenbein, aber auch Eisenerz Weizen, Reis und Trockenobst.

Mandawa kam so rasch zu einigem Reichtum und die ansässigen Kaufleute begannen, ihren Reichtum durch künstlerische Ausgestaltung ihrer Havelis nach außen hin zu demonstrieren. Dass sie dabei nicht den verfeinerten höfischen Still zu imitieren versuchten, sondern ihren persönlichen Geschmack ganz unverblümt zur Schau stellten, macht den besonderen Reiz dieser Volkskunst am Bau aus.

Mandawa Rajasthan Reise


Die meisten bemalten Havelis findet man entlang der von Ost nach West verlaufenden Hauptstraße, an deren Ende sich ein prächtiges Tor befindet. Die vielen Wandbilder verbinden sich dabei zu einem einzigartigen Bilderbuch indischer Kultur an der Schwelle zur Neuzeit. Waren anfangs noch Arabesken, Blumenmustern oder Vögel die Hauptmotive kamen nach und nach auch religiöse Motive hinzu, Szenen aus den zwei Epen (dem Ramayana und dem Mahabharata), aus lokalen Volksmärchen, sowie Jagdszenen. Später dann finden sich an den Fassaden zahlreicher Havelis dutzendweise auch Motive mit europäischem Einschlag, wobei die Darstellungen oft von der Vorstellungskraft der Maler beeinflusst wurden. So findet man an der Fassade des Balkishan Sriram Saraf-Haveli beispielsweise das verblichene Bild eines Schiffs und einer Eisenbahn. Am Madanlal-Haus wird ein Engländer auf dem Fahrrad dargestellt. Da der Künstler offensichtlich nie eines dieser Vehikel gesehen hatte, sind ihm ein paar amüsante Fehler unterlaufen.

Am Binsidhar Newatia Haveli kann man in präzisen Bildern die Geschichte des modernen Transportwesens verfolgen: eine europäische Frau in einem Auto mit Chauffeur, die Gebrüder Wright in einer sonderbaren Flugmaschine mit nur einem Flügel, sowie Lilienthal mit seinen Mehrfach-Flügeln aus Segeltuch. Dazu ein Junge, der ein Telefon benutzt. An anderen Haveli wiederum findet man eine weiße Frau in einer Badewanne, eine kirchliche Trauung, ein Grammophon, Europäer mit modischen Hüten und viktorianischem Putz und am Nandalal Murmuria – Haveli (1935) gibt es neben Gandhi und Nehru sogar einen Blick auf Venedig zu bewundern. Aus der häufigen Abbildung britischer Offiziere und Truppen lässt sich darüber hinaus auf ein recht gutes Verhältnis schließen, begründet im militärischen Schutz der empfindlichen Handelswege. Die Kaufleute machten keinen Hehl daraus, dass sie Nutznießer der Fremdherrschaft waren.

Heute wohnen fast alle der ehemals ansässigen Händlerfamilien in den großen Städten. Bei einem Rundgang durch Mandawa kann man den einstigen Reichtum des Ortes manchmal nur erahnen. Die alten Familienpaläste verfallen und die gemalten Bilder sind teilweise verwittert und verblichen, weil das Geld oder das Interesse für die Erhaltung fehlt. Erotische Darstellungen wurden vielerorts von prüden Zeitgenossen übertüncht. Teilweise werden die Haveli noch von Wächtern oder Familienangehörigen bewohnt, die einen oft gegen einen Obolus die Innenhöfe mit ihren Wohnräumen besichtigen lassen. Der zunehmende Tourismus hat jedoch auch zur Folge, dass nach langen Jahren des Verfalls wieder verstärkt an der Erhaltung der historischen Gebäude gearbeitet wird.

Khajuraho-Geschichte des Kamasutra

Die Tempel von Khajuraho sind auch sehr gut besuchte Sehenswürdigkeiten Indiens. Vor über 1000 Jahren, unter der Herrschaft der Chandela-Rajputen Könige Zentralindiens, müssen Tausende Steinmetze mit dem Bau der ursprünglich 85 Tempelbauten beschäftigt gewesen sein, die innerhalb einer erstaunlich kurzen Zeitspanne von nur 100 Jahren, zwischen 950 und 1050 n. Chr., entstanden. Sie zeichnen sich durch unzählige prachtvolle, aufwendige Reliefs und Skulpturen aus und wurden 1986 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
In feinstem Sandstein verewigt finden sich hier Darstellungen von Fabelwesen, Göttern und Himmelstänzerinnen. Darüber hinaus aber auch überaus freizügige und offensichtlich vom Kamasutra inspirierte Abbildungen erotischer und hemmungsloser Akte, von Selbstbefriedigung, Gruppensex, Fellatio und sogar Sodomie. Die Lust als göttliches schöpferisches Prinzip wurde in all ihren Facetten und bis ins kleinste Detail dargestellt.

Als 1833 der britische Offizier T.S. Burt die über sieben Jahrhunderte in Vergessenheit geratene und vom Dschungel überwucherte Anlage wieder entdeckte, war dies auch der Grund, warum die damals von Prüderie geprägte englische Gesellschaft auf seine Entdeckung weniger begeistert als viel eher geschockt reagierte. 22 der einst 85 Tempel waren noch erhalten und beinahe unversehrt. Doch Königin Victoria soll zunächst darüber nachgedacht haben die „höchst unanständigen, ausgesprochen obszönen“ Bauten zerstören zu lassen. Erst nach langwierigen Diskussionen kamen auch die Engländer zu dem Schluss, dass die an den Innen- und Außenwänden der Tempel verewigten Kunstwerke eine Hinterlassenschaft von unschätzbarem Wert darstellten.

In der indischen Tempelarchitektur ist der gesamte Tempelbezirk einzigartig. Die Tempel stehen auf einem hohen, gemauerten Podest und nicht, wie sonst üblich, ebenerdig innerhalb einer Umfriedung. Die ansteigenden Dächer der Hauptkammern erheben sich wie hohe Berge über die Kronen der Bäume. Zusammen mit der Höhe der Tempel entsteht ein Eindruck von Eleganz und Unbeschwertheit, der an die Gipfel des Himalayas erinnert.

Khajuraho-Geschichte des Kamasutra

Die Westgruppe

Die Tempel von Khajuraho werden in drei geographische Gruppen unterteilt: West-, Ost- und Südgruppe. Die schönsten und beeindruckendsten Tempel befinden sich in der “Westlichen Gruppe”.

Der größte Tempel ist der Kandariya Mahadev, der Shiva geweiht ist. Der schlanke, 31 Meter hohe Turm symbolisiert den mythischen Weltenberg Meru. Die Außenwände zieren in drei Reihen mehr als 900 Figuren von bis zu ein Meter Höhe. Die meisten Darstellungen unterschiedlichster sexueller Praktiken findet man hier und nicht selten kann man junge männliche Besucher kichernd vor den Abbildungen beobachten. Herausragend sind außerdem die vielen weiblichen Figuren, die üppig und in den verschiedensten Posen dargestellt wurden: Eine Frau schreibt einen Brief, eine löst ihren Hüftgürtel, eine andere entkleidet sich, wieder eine andere verbirgt sich schüchtern hinter ihrer Hand. Sogar der prüfende Blick in den Spiegel und das Schminken der Augen wurden eindrucksvoll in Stein verewigt.

Der Devi Jagadambe Tempel auf derselben Plattform hat besonders feine Steinplastiken. Nördlich davon und nach Osten, zur aufgehenden Sonne hin, ausgerichtet steht der Chitragupta Tempel des Sonnengotts Surya. Im Inneren befindet sich ein beeindruckendes, 1,5 Meter hohes Abbild dieses mächtigen Gottes, der einen von sieben Pferden gezogenen Streitwagen fährt. Die außen abgebildeten Gruppenszenen zeigen u.a. königliche Prozessionen, Elefantenkämpfe, Jagdszenen und Gemeinschaftstänze. Der üppige Lebensstil der Chandela-Könige und ihres Hofstaates zeigt sich hier in all seiner Pracht.

Der Vishvanath Tempel ähnelt dem Kandariya Mahadev Tempel. Löwen flankieren die nördliche und Elefanten die südliche Treppe, die zum Tempel führt und die Außenwände sind üppig verziert. Vor dem Vishvanath-Tempel steht in einer Halle der riesige Nandi-Stier, das Reittier Shivas.

Unter den Vishnu-Tempeln ist der riesige Lakshmana-Tempel der schönste. Die Plattform, auf denen der Tempel ruht, wird von bemerkenswerten Friesen verziert, die eine Mischung aus kriegerischen und sexuellen Szenen zeigen. So beobachtet man in die Schlacht ziehende Soldatenheere, Prozessionen von Elefanten Paare beim Akt und einen Soldaten, der eine Stute begattet. Der Türsturz über dem Eingang zeigt die Dreifaltigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva, sowie Vishnus Gemahlin, Lakshmi.
Nicht versäumen sollte man außerdem den Vahara-Schrein direkt gegenüber: Er enthält eine Darstellung Vishnus in seiner Inkarnation als Eber. Die Oberfläche der 2,75 m hohen Statue ist mit 674 kleinen Bildnissen von Gottheiten Figuren aus dem hinduistischen Pantheon bedeckt.

Die Ostgruppe

Neben der westlichen Gruppe sind noch die Jain-Tempel der östlichen Gruppe sehenswert. Sie liegen dem Dorf Khajuraho am nächsten. Die Fassaden des größten Jain-Tempels, des Parashvanath-Tempels, und des kleineren Adinatha-Tempels unterscheiden sich kaum von denen der Hindu-Tempel. Auch hier sind sowohl Hindu-Götter als auch alltägliche Aktivitäten der Sterblichen zu dargestellt – eine Frau sitzt in Gedanken versunken über einem Brief, ein junges Mädchen entfernt einen Dorn aus ihrem Fuß… Lediglich die Tirthankara-Idole sind den Jain-Tempeln eigen. Man erkennt sie an drei Schirmen, dem rhombenförmigen Juwel der Erkenntnis auf der Brust und ihrer Nacktheit.

Jodhpur-Die Blaue Stadt (Sonnen Stadt)

Jodhpur ist die zweitgrößte Stadt Rajasthans und wird auch oft die „Blaue Stadt” genannt, da die meisten Häuser blau angemalt sind. Die Farbe Blau soll traditionell die Zugehörigkeit der Bewohner zur hohen Kaste der Brahmanen kennzeichnen. Tatsächlich entsteht das Blau durch Beimischung von Kupfersulfat zu weißer Kalktünche und dient hauptsächlich als Schutz der Gebäude gegen Termiten. Die Stadt ist deutlich in zwei Teile geteilt, die alte und die neue Stadt. Die Altstadt ist von einer 10 km langen Mauer umgeben und durch 8 Tore zu erreichen. Die neue Stadt hat sich außerhalb der Stadtmauern gebildet.

Jodhpur Die Blaue Stadt (Sonnen Stadt)

Es waren die Rathore-Krieger, einer der führenden Rajputen-Clans, die mehr als 1000 Jahre lang Rajasthan, das Land der Könige, beherrschten. Ihr Königreich, hier am Rand der Wüste Thar, hieß damals wie heute Marwar (wörtlich: “Das Land des Todes”). Im Jahr 1459 ließ Rao Jodha, der 15. Herrscher Marwars, mit dem Bau des Mehrangarh Forts beginnen und gründete so seine neue, nach ihm benannte Hauptstadt Jodhpur – Jodhas Stadt. Die alte Hauptstadt Marwars, Mandore, wurde zugunsten Jodhpurs aufgegeben. Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem blühenden Handelszentrum für Holz, Kamele, Salz und landwirtschaftliche Produkte, verdankte seinen Reichtum und sein schnelles Wachstum aber hauptsächlich dem Handel mit Opium, Sandelholz und Kupfer.

Mehrangarh Fort Jodhpur – Die majestätische Festung

Das Mehrangarh Fort ist nicht nur eines der größten Forts Rajasthans, sondern besticht besonders durch seine einzigartige Lage auf einem steilen, 150 Meter hohen Felsen inmitten der Stadt. Die massiven, 125 Meter hohen Mauern machen jedem Besucher schnell klar, warum das Fort in 500 Jahren niemals von Eroberern eingenommen werden konnte, auch wenn es zahlreiche Versuche und lange Belagerungen gab.
Jedes der insgesamt sieben Festungstore, die während des steilen, serpentinenartigen Aufstiegs zum Palast zu durchqueren sind, trägt Spuren der glorreichen und teilweise auch blutigen Geschichte des Hauses Marwar. Das zweite Tor namens Ded Kangra Pol weist einige Kanoneneinschläge auf, wo Truppen Anfang des 19. Jahrhunderts vergeblich versuchten, die Festung zu erobern.

Jodhpur Mehrangarh Fort -- Die majestätische Festung

Neben einem anderen Tor, dem Loha Pol, erinnern 31 rote, blumengeschmückte Handabdrücke daran, dass die Witwen des Maharajas Man Singh bei dessen Tod 1843 Sati begingen. Bei dieser damals durchaus üblichen Art von Freitod ließen sich die Witwen gemeinsam mit dem Leichnam des Ehemannes auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Hinter dem letzten Tor, dem gewaltigen Sonnentor (Suraj Pole), schließen sich die Palastanlagen an, die heute das Mehrangarh Museum beherbergen, sowie eine große Terrasse im Osten des Palastes mit wunderschönen Ausblicken auf die Stadt.
Der Palast selbst besteht zu großen Teilen aus rotem Sandstein, und die vielen zierlichen Balkone, Gitterfenster und Wandflächen sind in feinsten Details geschnitzt. Die Zimmerfluchten des Palastes tragen sehr bezeichnende Namen: Perlenpalast (Moti Mahal), Spiegelpalast (Sheesh Mahal) und Blumenpalast (Phool Mahal). Der Blumenpalast ist dabei der extravaganteste. Die Darstellungen von Tänzern, Gottheiten und Herrschern an den Wänden und Holzdecken sind kunstvoll mit Blattgold verziert. Andere Gemächer haben Sandelholzdecken, bespiegelte Wände und reich verzierte Bogengänge.


In den Räumen befindet sich ferner eine sehr gute Sammlung von Gegenständen des täglichen Lebens eines indischen Königshauses (u.a. Kinderwiegen, Gewänder, Musikinstrumente, antike Möbel und Schmuck), sowie eine Sammlung von Waffen, prunkvoller Elefantensättel und Sänften.

Umaid Bhawan Palace — Ein Luxus Palast

Der im Süden der Stadt liegende Umaid Bhawan Palace wurde erst 1944 fertig gestellt und ist damit der letzte große, in Indien gebaute Palast. Er ist bis heute Wohnsitz des Maharajas von Jodhpur, Gaj Singh II, und seiner Familie, der sich das Gebäude jedoch mit einem 5-Sterne-Hotel und einem kleinen Museum teilt. Architektonisch gesehen ist der Palast eine wilde und protzige Mischung aus Ost und West, die Räume im Inneren sind komplett im Art Déco-Stil gehalten.

Altstadt

Ein Besuch der lebendigen und farbenfrohen Altstadt Jodhpurs lohnt ebenfalls. Auf dem Markt kann man gut Gewürze kaufen und die Gassen sind teilweise so eng, dass man nicht nebeneinander gehen kann. Wie fast überall in Indien haben sich die verschiedenen Arten von Handwerkern immer zusammen in einer Gasse angesiedelt. Bei einem Bummel durch die Altstadt kann man so noch verschiedene alte Handwerksberufe aus der Nähe bestaunen.